Löwenzahn

Auf der Suche nach Inspiration für diesen Eintrag, habe ich in das wundervolle Buch „Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten“ aus dem Verlag >Andere Zeiten< geschaut. Für viele meiner Katechesen waren die kurzen Geschichten darin ein guter Aufhänger und so bin ich auch dieses Mal von einem Text besonders angesprochen worden:

Löwenzahn

Eine Frau beschloss, einen Garten anzulegen. Sie bereitete den Boden vor und streute die Damen wunderschöner Blumen aus. Als die Saat aufging, wuchs auch der Löwenzahn. Die Frau versuchte mit allen möglichen Methoden, den Löwenzahn auszurotten, aber nichts half. Am Ende machte sie sich auf, um in der fernen Hauptstadt den Hofgärtner es Königs zu befragen. Der weise alte Gärtner, der schon so manchen Park angelegt hatte, gab ihr viele Ratschläge, wie der Löwenzahn loszuwerden sei. Aber was er auch vorschlug, die Frau hatte alles schon probiert.
So saßen die beiden ratlos da, bis am Ende der Gärtner die Frau anschaute und sagte: „Wenn denn alles, was ich dir vorgeschlagen habe, nichts genützt hat, dann gibt es nur einen Ausweg: lerne, den Löwenzahn zu lieben.“

Ich weiß nicht, wie Ihre Erfahrungen mit dieser Pflanze sind, aber für mich ist der Löwenzahn wirklich ein Endgegner. Unfassbar, wie tief die Wurzeln ins Erdreich verschwinden und wie stark die sich verankern können. Zwischen meinen Gehwegfugen sitzt er so fest, dass ich nur die Blätter oben abreißen kann, aber keine Chance habe, bis zur Wurzel vorzustoßen und so beginnt nach ein paar Tagen das Spiel von vorne. Und leider ist der Löwenzahn ja nicht allein: Schachtelhalm oder Giersch nehmen es auch mit jedem motiviertem Gärtner/in auf und treiben sie in den Wahnsinn.

In einem Teil meines Beets habe ich würmerfreundliche Folie verlegt und darüber eine dicke Schicht Rindenmulch gestreut. Es hat keine Woche gedauert, da haben die ersten kleinen Triebe schon ihre Köpfe durch den Mulch gestreckt. Was also tun? Gift kommt für mich nicht in Frage, schließlich laufen auch Hühner und ein Hund durch den Garten (und leider auch durch die Beete, denn da kann man so schön scharren).

Ähnlich ratlos wie die Frau in der Geschichte, habe auch ich andere, weise und erfahrene Menschen befragt. Leider ohne Erfolg. Es bleibt also beim punktuellen Ausrupfen, denn ich habe eingesehen, dass ich gegen Löwenzahn, Schachtelhalm und Giersch wohl nicht ankommen werde.

In der Geschichte erhält die Frau aber noch einen wichtigen Tipp: „lerne den Löwenzahn zu lieben.“. Als Kind habe ich Löwenzahn geliebt, spätestens wenn sich die Blüte in eine Pusteblume verwandelt hat. In dem Stadium des Löwenzahn-liebens bin ich jetzt noch nicht wieder angekommen, aber vielleicht schaffe ich es, ein klein wenig entspannter auf die Pflanzen zu schauen. Und ich nehme mir vor, mit dieser Geschichte im Kopf, auch ab und zu auf andere Dinge in meinem Leben schauen, die mir den letzten Nerv rauben. Vielleicht kann ich dort auch einen Perspektivwechsel schaffen. Es muss ja nicht gleich lieben sein, annehmen und einfach mal stehenlassen können, wären doch sicher ein guter Anfang.

Herzliche Grüße und viel Erfolg beim Lieben-Lernen „Ihres“ Löwenzahnes,

Svenja Kuschke