Litanei zur Regina Pacis

Gertrud von le Fort schrieb diese Litanei zur Regina Pacis, zur Königin des Friedens unter dem Eindruck des Krieges. Die Litanei stellt die Bitte um den Frieden vor den Hintergrund von Tod und Auferstehung Jesu und lässt sie zu einer hoffnungsvollen Bitte werden.

V:               Lasset uns beten für den Frieden unsrer Erde,

                    denn der Friede der Erde ist todkrank.

                    Hilf ihm, süße Jungfrau Maria, hilf uns sprechen:

A:               Friede sei dem Frieden unsrer armen Welt.

V:               Die du vom Geist des Friedens gegrüßt wurdest,

A:               Erbitte uns den Frieden –

V:               Die du das Wort des Friedens in dich aufnahmst,

A:               Erbitte uns den Frieden –

V:               Die du das heil’ge Kind des Friedens zur Welt geboren hast,

A:               Erbitte uns den Frieden –

V:               Du Helferin des Allversöhners,

                    Du Willige des Allverzeihers,

                    Du Hingegebne an sein ewiges Erbarmen,

A:               Erbitte uns den Frieden.

V:               Du milder Mond in den wilden Nächten der Völker,

A:               Wir begehren den Frieden –

V:               Du sanfte Taube unter den Geiern der Völker,

A:               Wir ersehen den Frieden –

V:               Du sprießender Ölzweig in den dürren Wäldern ihrer Herzen,

A:               Wir verzehren uns nach Frieden –

V:               Dass die Gefangenen endlich erlöst werden,

                    Dass die Vertriebenen endlich ihre Heimat finden,

                    Dass sich alle Wunden endlich, endlich wieder schließen:

A:               Erbitte uns den Frieden.

V:               Um der Lieblichkeit der Erde willen,

A:               Erbitte uns den Frieden –

V:               Um der unversehrten Majestät der Meere willen,

A:               Erbitte uns den Frieden –

V:               Um der reinen Hoheit der Gebirge willen,

A:               Erbitte uns, erbitte uns den Frieden –

V:               Du Geliebte unsres Schöpfers,

                    Du Gebenedeite seiner Schöpfung,

                    Du Vertreterin seiner Schöpfung,

A:               Erbitte uns den Frieden.

V:               Um der Angst der Kreaturen willen,

A:               Wir bitten dich um den Frieden –

V:               Um der kleinen Kinder willen, die in ihren Wiegen schlafen,

A:               Wir bitten dich um den Frieden –

V:               Um der Greise willen, die so gern in ihren Betten stürben,

A:               Wir bitten dich um den Frieden –

V:               Du Mutter der Schutzlosen,

                    Du Feindin der Herzlosen,

                    Du klarer Stern in allen Wolken der Verwirrung,

A:               Wir bitten dich um den Frieden.

V:               Die du bei den Sterbenden warst,

                    als ihr Blut das Schlachtfeld tränkte,

A:               Erbarme dich des Friedens –

V:               Die du zu uns in die Keller stiegest,

                    als die grausen Bomben fielen,

A:               Erbarme dich des Friedens –

V:               Die du dich der armen Frauen annahmst,

                    die geschändet wurden,

A:               Erbarme, o erbarme dich des Friedens –

V:               Du Mutter, die mit uns geweint hat,

                    Du Mutter, die mit uns gebebt hat,

                    Du Mutter, die mit ihren Kindern trostlos war,

A:               Erbarme dich des Friedens.

V:               Um der Christen willen,

                    die schon an der Christenheit verzweifeln,

A:               Rette unsren Frieden –

V:               Um der Heiden willen,

                    die bereits die Christenheit verhöhnen,

A:               Rette unsren Frieden –

V:               Um der ganzen Menschheit willen,

                    darin Gottes Ebenbild versinkt,

A:               Rette doch, o Mutter, rette doch den Frieden –

V:               Rette ihn um deines Sohnes willen,

A:               dass er nicht umsonst für uns gekreuzigt wurde.

V:               Mutter, Mutter, schmerzensreichste aller Kreaturen,

                    Nimm in deine Arme die verlorene Welt!

                    Es ist ein Grauen um uns, wie noch nie gewesen,

                    Es ist als sännen tausend Finsternisse Blut und Mord!

                    Mutter, Mutter, unser Friede ist ja schon gestorben,

                    Es gibt nur noch den Frieden in den Himmeln.

V:               Die du bei uns bleibst, auch wenn sie dich verstoßen,

                    Die du liebreich bleibst, auch wenn sie dich verachten,

                    Die du mächtig bleibst,

                    auch wenn dein zarter Thron auf Erden bricht:

A:               Bitte um die Auferstehung unsres Friedens.

V:               Der dein leeres Grab mit Rosen füllte,

A:               Er schenke dir ein Ostern unsres Friedens –

V:               Der dich mit Flügeln emporriss in die himmlische Verklärung,

A:               Er schenke dir ein Ostern unsres Friedens –

V:               Der dich gekrönt hat mit der Krone unsrer künft’gen Seligkeiten,

A:               Er schenke dir ein Ostern unsres Friedens –

V:               Du Braut des lebendigen Gottes,

                    Du Mutter des auferstandenen Gottes,

                    Du Königin im Reich des ewigen Gottes.

A:               Amen. Amen. Ja, es wird geschehen.

                    Ostern wird es werden für den toten Frieden,

                    Friede wird es werden um den Frieden dieser armen Welt.

(Gertrud von le Fort)

In Geseke, einem der weniger bekannten Wallfahrtsorte unseres Bistums, findet sich die Litanei als Gebet im Wallfahrtsheftchen. Die dort verehrte Marienfigur aus dem 15. Jahrhundert zeigt Maria als Schmerzensmutter, die ihren vom Kreuz abgenommenen toten Sohn im Schoß hält.

Im dreißigjährigen Krieg wurde das Marienbild durch eine Musketenkugel beschädigt und erhielt den Titel „Maria Schuss“. Es ist ein Bild dafür, dass Maria nicht nur die Leiden ihrer eigenen irdischen Lebenszeit kennt, sondern an allen Leiden der Menschen zu jeder Zeit Anteil nimmt. Sie wurde uns vom Kreuz herab zur Mutter gegeben. Ältere Menschen erzählen von den eindringlichen Gebeten im Luftschutzkeller „Hilf Maria, es ist Zeit“, die sich tief eingeprägt haben. Das Mitleiden Marias in den unterschiedlichsten Situationen nimmt Gertrud von le Fort in ihrer Litanei auf.

Pfarrer Gerald Haringhaus

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