Der Humor der heiligen Teresa von Ávila

Gemälde von François Gérard – Bild: gemeinfrei

Ein Beitrag von Gemeindereferentin Armgard Diethelm.

Teresa von Ávila wurde am 28. März 1515 in Ávila in Spanien geboren und starb am 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes bei Salamanca. Mit 20 Jahren wurde sie Karmelitin, fühlte sich aber zunächst zerrissen zwischen ihren oberflächlicheren Interessen und der Sehnsucht, sich ganz auf Gott einzulassen. Schließlich führte der Wunsch nach einem konsequenteren Leben zur Gründung einer Reformgemeinschaft innerhalb ihres Ordens. Ihre Ordensspiritualität sollte die Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott und das Bemühen um Selbsterkenntnis fördern.

Teresa gilt als große Mystikerin. 1614 wurde sie seliggesprochen, 1617 zur Schutzpatronin von Spanien ernannt, 1622 heiliggesprochen und 1970 als erste Frau in der Geschichte der Kirche zur Kirchenlehrerin ernannt. Der 15. Oktober ist ihr Festtag in der katholischen, evangelischen und anglikanischen Kirche.

Nicht so bekannt ist, dass Teresa nicht nur eine sehr kluge, sondern auch ausgesprochen humorvolle Frau gewesen ist.

Teresa hatte häufig gesundheitliche Probleme. Auf einer Reise ging es ihr sehr schlecht. Da seufzte sie: „Herr, mich wundert nicht, dass du so wenig Freunde hast – so wie du sie behandelst.“

Einmal wurde sie getadelt, weil sie sich als fromme Frau süße Trauben sichtlich gut schmecken ließ. Teresa antwortete trocken: „Ich glaube nicht, dass Gott etwas so Gutes wie Trauben nur für Sünder gemacht hat.“

Sogar auf ihrem Sterbebett verließ sie der Humor nicht. Ihre Mitschwestern brachten ihr eine geweihte Kerze auf einen Ständer. Teresa lachte: „Wenn der Herr mich holt, werdet ihr mir die Kerze mitgeben, aber bitte nicht den Ständer, er ist zu hässlich.“ 

Auch dieses Gebet wird Teresa von Ávila zugeschrieben:

O Herr, du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter werde.

Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.

Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheiten erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben – aber du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu – und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte keine Heilige sein, mit ihnen lebt es sich so schwer,

aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartet Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

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