Vor 800 Jahren, am 6. August 1221, starb einer der großen Heiligen „DOMINIKUS“, dessen Gedenktag die Kirche jährlich zu seinem Geburtstag am 08. August feiert. Und so möchte ich einmal die Gestalt des hl. Dominikus beleuchten, der neben Franz von Assisi, Benedikt von Nursia und Ignatius von Loyola ganz sicher zu den ganz großen Ordensgründern gehört.
Dominikus ist im wesentlich bis heute ein Unbekannter geblieben, aber es ist bei näherem Hinsehen faszinierend, auf welch einfühlsame Weise dieser Mann auf Menschen zugegangen ist.
Die Bedeutung eines Heiligen lässt sich keineswegs immer von Anfang an bestimmen. An der Lebensgeschichte des Dominikus lässt sich dies sehr deutlich zeigen. Zunächst begann er eine für das Mittelalter recht gewöhnliche Klerikerkarriere. Er studiert und tritt in ein Kanonikerstift ein. Aber die theologischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit öffnen dem jungen Mann die Augen und er erkennt, dass die theologischen Auseinandersetzungen für die Zukunft der Kirche von allergrößter Bedeutung sein werden. Es wurden neue Antworten verlangt. Eine Geschichte dazu:
„Während einer Nacht, die Dominikus und ein Bischof in Toulouse gemeinsam verbrachten, diskutierte Dominikus mit dem häretischen Gastgeber und zwar mit solchem Eifer und solcher Überzeugungskraft, dass der Irrlehrer der Weisheit und dem Geiste, die aus ihm sprachen, nicht mehr widerstehen konnte. Dominikus führte ihn mit Hilfe des Geistes Gottes wieder dem Glauben zu.“
Dieser Dominikus reagierte niemals mit Gewalt oder mit derbem Streit. Er ließ aber die für ihn falsche Ansicht auch nicht einfach stehen oder resignierte sogar angesichts der fanatischen Behauptungen des Gastgebers. Nein, er suchte das Gespräch.
Damit eine Diskussion gelingen kann, müssen zwei Voraussetzungen unbedingt erfüllt sein. Zum einen ist es wichtig, zuhören zu können. Nur wenn ich den Gesprächspartner mit seiner Meinung ernst nehme, kann ich mit ihm diskutieren. Zum anderen aber brauche ich meine eigene Position nicht einfach aufzugeben. Meine Auffassung darf ich natürlich vertreten. Wenn ich allerdings meine Einstellung überzeugend vermitteln möchte, dann braucht es manchmal eines behutsamen Stils der Argumentation. Ich muss geduldig sein, zuhören können, darf aber dennoch eindeutig meine Meinung sagen.
Das nächtliche Gespräch des Dominikus ist sicherlich eine der wichtigsten Begebenheiten in seinem Leben. Denn damit wird deutlich, welche Absichten er hatte, als er einige Jahre später seinen Orden gründete. Seine Gemeinschaft sollte in zeitgemäßer Form das Evangelium Jesu Christi verkünden. Am Anfang bezeichnete man die Dominikaner als „Orden der Predigtbrüder“. Denn die Predigt sollte die vorrangige Tätigkeit der Dominikaner sein. Um aber predigen zu können, ist es notwendig, zunächst gut auf die Anliegen und Vorstellungen der Zuhörer zu achten. Das haben die Predigt und das Gespräch unter Menschen gemeinsam.
Es war Dominikus klar, dass jede Predigt nur dann überzeugt, wenn der Prediger seine Worte nicht nur spricht, sondern sie gleichzeitig in Taten umsetzt. Der Ordensgründer achtete peinlich darauf, dass seine Mitbrüder wirklich dem Evangelium gemäß arm und bescheiden lebten.
Mit dem Lebensbericht über den Hl. Dominikus liegt immerhin ein mögliches Modell vor uns, im Sinne des Evangeliums nachzufolgen. Die beiden Dimensionen der Nachfolge sind im Leben unseres Heiligen deutlich geworden: Zum einen lebte er selbst gemäß dem Evangelium in totaler Armut. Er versuchte aber, die Bescheidenheit in sinnvoller Weise zu leben und nicht radikal. Und Dominikus hat den zweiten Teil der Nachfolge nicht vergessen: Mit der Predigtarbeit verkündigte er allen zuhörenden Menschen, was er selbst von Gott wusste und erfahren hatte.
Dieser Heilige, der so unbekannt ist, kann uns auch heute – 800 Jahre nach seinem Tod – ermutigen, dem Herrn ehrlich nachzufolgen und über unseren Glauben mit anderen offen und frei zu reden.
Ein Beitrag von Pfarrer Wolfgang Sudkamp.
Weitere Informationen über den Heiligen Dominikus mit folgendem Link:
https://www.katholisch.de/artikel/59-heiliger-des-wortes-und-der-tat