Liebe Schwestern und Brüder,
das ist der österliche Gruß der Ostkirchen. „Ist der Herr wirklich wahrhaft auferstanden?“, fragen kritische Zeitgenossen an.
Dabei gibt es durchaus auch theologische Denkrichtungen für die Jesus nur in die Verkündigung hinein auferstanden ist oder nur insoweit auferstanden ist, dass „seine Sache“ weitergeht. Eine persönliche Auferstehung Jesu, meinen Ungläubige wie Theologen, sei dem modernen Menschen nicht zumutbar.
Oft ist es ein Vorurteil, das Ungläubige gegenüber dem Glauben hegen. Sie werfen den Gläubigen vor, nicht objektiv sein zu können, da der Glaube ihnen doch von vornherein die Schlussfolgerung aufzwingt, zu der sie gelangen müssen. Allerdings sind sie sich nicht bewusst, dass dasselbe auch bei ihnen geschieht. Denn wenn man von der Annahme ausgeht, dass Gott nicht existiert, dass das Übernatürliche nicht existiert und dass Wunder nicht möglich sind, ist auch die Schlussfolgerung, zu der man kommt, von vornherein vorgegeben, also buchstäblich ein Vor-Urteil.
Und genau dafür ist die Auferstehung Christi der exemplarischste Fall. Für kein Ereignis in der Antike gebe es so viele Zeugnisse aus erster Hand wie für dieses. Einige davon gehen auf Persönlichkeiten vom intellektuellen Kaliber eines Saulus von Tarsus zurück, der diesen Glauben zuvor heftig angefochten hatte. Er liefere eine detaillierte Liste von Zeugen, von denen einige noch lebten und die ihn daher leicht hätten widerlegen können (1 Kor 15,6-9).
Es werden Unstimmigkeiten über die Orte und Zeiten der Erscheinungen angeführt, ohne zu erkennen, dass diese ungeplante Übereinstimmung über die zentrale Tatsache ein Beweis für deren historische Wahrheit ist und nicht eine Widerlegung! Hier gibt es keine ‚vorab hergestellte Harmonie‘. Bevor die Ereignisse aus dem Leben Jesu schriftlich festgehalten wurden, wurden sie jahrzehntelang mündlich überliefert – und marginale Variationen und Anpassungen sind typisch für jeden Bericht, den eine lebendige und wachsende Gemeinschaft je nach Ort und Umständen über ihre Ursprünge verfasst. Zu diesem Schluss kommt auch die jüngste und anerkannte kritische Forschung zu den Evangelien. Die Auferstehung Jesu war real und nicht nur geistig oder symbolisch zu verstehen.
Der Aufklärer Kant forderte in seinen philosophischen Schriften am Ende seines Erkenntnisweges unter anderem, dass Gott und ewiges Leben existieren müssen, damit verbindliche Erkenntnis und verbindliche Verhaltensregeln möglich sind. Aufgeklärt ist also nicht der, der meint ohne Voraussetzungen zu denken, sondern der, der um seine Voraussetzungen weiß. Habermas und Papst Benedikt waren über diese Verbindlichkeit von Erkenntnis und Ethik im Gespräch in gegenseitiger Wertschätzung. Lösen konnten sie die philosophische Frage (noch) nicht. Habermas erklärte sich für religiös unmusikalisch. Vielleicht liegt die Antwort für den ein oder anderen auch eher dort als in philosophisch-theologischen Überlegungen zur Erkenntnistheorie. Also dann: Zu Ostern einfach mal wieder Georg Friedrich Händels „Halleluja“ aus dem Messias anhören oder in der Liturgie kräftig mitsingen!
Mit besten Wünschen für ein gesegnetes Osterfest mit reflektierten Voraussetzungen und frohem Sinn!
„Der Herr ist auferstanden!
Der Herr ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!“
Dechant Gerald Haringhaus